Das Thema Industrie 4.0 bewegt die Gemüter. Was ist darunter zu verstehen und wie machen sich Profis vor der Einführung ein genaues Bild vom Nutzen, den Kosten und ggfs. notwendigen Strukturänderungen? Die Antwort heißt „Digitaler Zwilling“, eine Anwendung und Weiterentwicklung von „Virtual Reality“.
Dr. Roland Wischnewski vom „RIF – Institut für Forschung und Transfer“ erklärte zu Beginn seines Vortrags, dass mit der Digitalisierung die Selbstvernetzung, Selbstbeschreibung und auch die Selbsteinrichtung von Geräten bzw. Systemen die Hauptentwicklungen in der Industrie 4.0 darstellten. Der „sanfte Weg/Einstieg“ zur Einführung sei das Modellieren eines „Digitalen Zwillings“, eines virtuell nachgebauten Modells eines realen Systems. Die Modellierung eines Digitalen Zwillings erfolge in der Regel über mehrere Stufen, also von einer einfachen Sensoriknachbildung bis hin zum digitalen Abbild des Komplettsystems. So seien Testsimulationen möglich, bevor große Investitionen getätigt werden, was natürlich deutliche Kostenersparnisse bedeutet.
Zur Veranschaulichung der Anwendungsmöglichkeiten eines solchen Digitalen Zwillings präsentierte Dr. Wischnewski zahlreiche Beispiele aus der Praxis und warf zusammen mit den Teilnehmern einen Blick darauf, was heute bereits möglich ist. Er führte Simulationen aus dem Weltraum, der Umwelt und der Industrie vor und erläuterte so an konkreten Projektbeispielen den Nutzen der Technologie. Haupteinsatzgebiete sind Testsimulationen von Systemen, Planungen, Vermessungen und Schulungen.
Ein interessantes Einsatzgebiet liegt in der Forstwirtschaft. Dort hat man bereits vor Jahren begonnen, ganze Wälder zu scannen und ein digitales Abbild zu erstellen. Dies ermöglicht eine effizientere Abholzung, da Informationen wie Alter und Größe der Bäume vorliegen. Zugleich wurde von den Harvestern, mit denen Bäume gefällt und zersägt werden, Digitale Zwillinge erstellt. So ist es möglich, mit dem Digitalen Zwilling des Harvesters in dem digitalen Abbild des Waldes die Abholzung zu trainieren und zu schulen. Dieses Ergebnis wurde den Teilnehmern im „3D-Projektionsraum“ an einer Live-Demonstration vorgeführt.
Nach der Demonstration wurde in einer ausführlichen Diskussion deutlich, dass viele Teilnehmer noch nicht viel über das Thema wissen und überrascht waren, was bereits heute möglich ist. Insbesondere Industrievertreter waren beeindruckt, wie bei aufwändigen Umgestaltungen der Produktion Kosten gespart werden können, indem vorab virtuelle Simulationen durchgeführt werden.